Medienschaffende finden in diesem Beitrag Hintergrundinformationen zum Thema Pünktlichkeit.
Weit über eine Million Passagiere und mehr als zweihunderttausend Tonnen Güter fahren täglich in über zehntausend Zügen auf dem SBB-Streckennetz. Das Schweizer Bahnnetz ist eines der am dichtesten befahrenen Netze der Welt: Selbst kleine Störungen, wie sie jeden Tag vorkommen können, können weitreichende Auswirkungen in unserem komplexen Bahnsystem haben.
Um die Pünktlichkeit auch künftig hoch zu halten, überprüft die SBB derzeit die Planung des Angebots, der Bahnproduktion und der Bauprojekte. Dies in enger Abstimmung mit Kantonen, der Conférence des transports de la Suisse occidentale (CTSO) und dem BAV.
Unsere Kundinnen und Kunden sicher, pünktlich und zuverlässig ans Ziel zu bringen, ist unser oberstes Ziel. Deshalb arbeitet die SBB intensiv an diesem Thema. Wir wollen bei der Pünktlichkeit aber noch besser werden. Tausende Mitarbeitende setzten täglich alles daran, möglichst pünktlich zu fahren und die Auswirkungen von Einflüssen/Störungen zu minimieren.
Das Bahnsystem ist sehr komplex. Verspätungen entstehen oft aus einer Kombination und Kumulation unterschiedlicher Ursachen. Hauptgründe sind unter anderem umfangreiche Bau- und Unterhaltsarbeiten, verspätete Streckenfreigaben, das ausgelastete Netz (wenig Reserven im Fahrplan) sowie das Rollmaterial (Pannen, Planung, Unterhalt). Die Fahrzeiteinhaltung fordert uns. Bereits kleine Abweichungen können zu Verspätungen und Kettenreaktionen auf dem gesamten Netz führen.
Im Monaten Oktober und November haben wir mehr Probleme mit der Pünktlichkeit als im Rest des Jahres. Hauptgrund ist jeweils der Wechsel zu nassem, stürmischem und kaltem Wetter. Fahrzeuge können weniger schnell beschleunigen und bremsen, wenn die Gleise feucht sind. Auch sind im Herbst generell mehr Reisende mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs. Diese stehen bei Regen verständlicherweise oft unter dem Perrondach und steigen bei der gleichen Türe ein. Dies verlängert die Haltezeit. Auch andere kaum beeinflussbare Faktoren spielen eine Rolle, wie beispielsweise Verspätungen aus dem Ausland, Unfälle oder kürzere Tage mit weniger Tageslicht.
Gründe dafür sind unter anderem Herausforderungen beim Rollmaterial im Regional- und Fernverkehr sowie zu wenig Zeitreserven im Fahrplan. Der noch nicht stabilisierte Fahrplan in Kombination mit einem für die Region hohen Baustellenvolumen haben negativen Einfluss auf die Pünktlichkeit.
Die Zuverlässigkeit konnte in den letzten Jahren laufend verbessert werden. Die Optimierungs-Massnahmen, welche zusammen mit Alstom umgesetzt wurden, zeigen Wirkung – der MDBI-Trend ist positiv.
Internationale Züge sind anfälliger auf Verspätungen aufgrund langer Fahrzeiten und grosser Distanzen, welche diese zurücklegen, bevor sie die Schweizer Grenze passieren. Jeder Verspätungsfall internationaler Züge wird individuell betrachtet und nach einer optimalen Lösung gesucht. Da z. B die ICE aus Deutschland Fahrplanleistungen in der Schweiz übernehmen, stellt die SBB in der Regel rechtzeitig einen Ersatzzug, wenn ein ICE verspätet ist.
Es hat sich in den vergangenen zwei Jahren gezeigt: Die Verbesserungen bei einzelnen Ursachen für mangelhafte Pünktlichkeit wie beispielsweise Tür- oder Fahrleitungsstörungen genügen nicht.
Das Problem liegt auch beim heutigen Fahrplan. Dieser ist nicht überall robust genug, da er nicht mehr den heutigen Gegebenheiten entspricht – viel mehr Reisende als vor 20 Jahren, was mehr Zeit zum Aus- und Ein- und Umsteigen bedeutet. Hinzu kommt: Bauen für Substanzerhalt und Ausbau werden in den nächsten Jahren weiter zunehmen.
Durch die komplexen Abhängigkeiten und Herausforderungen sind Verbesserungen nur langsam und punktuell möglich.
Per 2025 soll in der Region West der Fahrplan angepasst werden. Es finden derzeit intensive Gespräche mit den Kantonen und dem BAV statt.
Im ersten Halbjahr 2022 sind die Pünktlichkeitswerte besser als im ersten Halbjahr 2021, trotz mehr Reisenden (+50% während der Hauptverkehrszeit im Fern- und +29% im Regionalverkehr), zahlreichen Extrazügen für Events sowie umfangreicher Unterhalts- und Bauarbeiten. Die Zugspünktlichkeit liegt mit 93.1% über dem Ziel (90.5%), jedoch mit einem sinkenden Trend.
Die Anschlusspünktlichkeit liegt im ersten Semester exakt auf dem Zielwert (98.8%). Dies ist ein Hinweis auf eine höhere Anspannung im System.
So misst die SBB die Pünktlichkeit.
Für die SBB stehen die Zugspünktlichkeit und die Anschlusspünktlichkeit im Zentrum. Die Zugspünktlichkeit misst den prozentualen Anteil aller pünktlichen Züge. Ein Zug gilt als pünktlich, wenn er am Zielbahnhof mit weniger als drei Minuten Verspätung eintrifft. In der Anschlusspünktlichkeit wird der prozentuale Anteil der erreichten Anschlüsse gemessen. Damit trägt die SBB dem Umstand Rechnung, dass mache Reisende Anschlüsse verpassen, weil ein Zug unter drei Minuten Verspätung hat und damit als pünktlich gilt.
Im Rahmen der «Open Data»-Strategie veröffentlicht die Branche zahlreiche Daten, u. a. über die Pünktlichkeit der Züge. Beispiele sind auf der Open-Data-Plattform Mobilität Schweiz zu finden.